Wenn Alltag Stress bedeutet

Erstellt von Kerstin Kempermann |

In Eggeloge werden Kinder mit Autismus gezielt gefördert - Unterstützung von Aktion Mensch für neuen Bulli

Eggeloge, 25.10.2019 – Sich im Supermarkt zurechtfinden und mit der Kassiererin sprechen – eine völlig normale Alltagssituation. Doch für die Jungen und Mädchen in den therapeutischen Wohngruppen in Eggeloge ist das keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Stresssituation. Sie alle haben eine Autismus-Diagnose und müssen lernen, solche Situationen zu meistern. Deshalb gehört der gemeinsame Freitags-Einkauf fest zum Programm der Wohngruppen der Jugendhilfe Collstede, berichtet Gruppenleiter Jakob Ihlefeld.

 

Er und sein Team sind froh, dass sie dafür nun auf den neuen Bulli zurückgreifen können, der mit Unterstützung durch "Aktion Mensch" für die Wohngruppen angeschafft werden konnte. Nicht nur beim Einkaufen ist er wichtig. „Wir wollen, dass die Kinder am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Gemeinsame Fahrten ins Schwimmbad, zum Schützenverein oder auch ins Spieleparadies gehören deshalb dazu. Und immer lernen die Kinder dabei mit neuen und ungewohnten Situationen umzugehen.

 

„Wenn die Kinder und Jugendlichen zu uns kommen, sind sie und die Eltern oft überfordert“, berichtet Ole Martens, Bereichsleiter bei der Jugendhilfe Collstede. Meist beginne die Überforderung für die Kinder in der Grundschule. Meist werde die Diagnose Autismusspektrumsstörung auch erst dann gestellt. Wenn die Kinder sich in diesem Alter zurückziehen oder aggressiv werden, brauchen die Eltern Unterstützung. Die bekommen sie in Eggeloge. Hier kann die Jugendhilfe Collstede den Jungen und Mädchen einen Rückzugsort anbieten, in dem sie in festen Strukturen gefördert werden können. „Wir haben hier Schule, Therapie und Wohnen an einem Ort“, betont Ihlefeld das Besondere. Denn mit dem Außenstandort der Carlo-Collodi-Schule findet auch die schulische Betreuung vor Ort statt. Und das in ganz kleinen Klassen, in denen die Kinder und Jugendlichen ohne Stress lernen können. Deshalb kommen nicht nur Kinder und Jugendliche aus dem Nordwesten nach Eggeloge. Immer wieder gibt es auch Anfragen bis aus Süddeutschland.

 

„Die Entwicklung, die die Kinder hier machen, ist beeindruckend“, berichtet Martens. Einigen gelingt später sogar ihr Abitur an einer Regelschule, weil sie gelernt haben, mit ihrer Entwicklungsstörung zu leben. Und das obwohl viele mit Mischdiagnosen nach Eggeloge kommen. „ADHS und Depressionen sind häufig Begleiterkrankungen“, berichtet Ihlefeld. „Für unsere Therapeuten werden diese Begleiterkrankungen neben der Autismustherapie immer mehr zu einer Herausforderung.“

 

Wichtig ist Ihlefeld und seinem Team, dass sie jeden neuen Bewohner ganz individuell fördern und fordern. Denn keine Autismus-Spektrumsstörung ist wie die andere. Entscheidend ist für alle die feste Struktur, an der sie sich in Eggeloge orientieren können. Genauso wichtig bleibt aber auch der Kontakt zu den Eltern. Deshalb verbringen die meisten Bewohner die Wochenenden Zuhause bei ihren Familien.

 

In den zwei Wohngruppen in Eggeloge werden jeweils acht Kinder- und Jugendliche betreut.

 

 

 

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