Mit Elan am Wiederaufbau

Erstellt von Kerstin Kempermann |

Teilnehmer und Mitarbeiter von Querbeet nach Brand zurück im Gartenprojekt

Oldenburg.19.9.2018 – Die Brandruine der alten Hütte ist noch zu sehen. Doch von der ersten Fassungslosigkeit und Wut nach dem Brand der Laube des Diakonie-Projektes „Querbeet“ für Suchtkranke untergebracht war, ist nicht mehr viel zu spüren. Trotz des Totalverlusts von Aufenthaltsraum, Küche und Büro gehen die drei Diakonie-Mitarbeiter und die Teilnehmer des Projektes mit Optimismus und Elan an den Wiederaufbau.

 

„Nach dem Brand Ende August war im Team ganz schnell klar, wir machen weiter. Und auch viele unserer Teilnehmer haben uns das gleich signalisiert“, sagt Kerstin Thein, die organisatorische Leiterin von Querbeet. „Für unsere Teilnehmer ist Querbeet ein wichtiger Bestandteil ihres Tages. Das ist ihre Arbeit und die gibt ihrem Leben Struktur“, sagt Thein. Alle seien froh gewesen, als sie nach der Freigabe durch Feuerwehr und Polizei wieder auf das Gelände im Kleingartenverein Haarentor am Pophankenweg konnten.

 

Seit zwei Wochen ist das Team von Querbeet nun wieder an fünf Tagen in der Woche auf der 1600 Quadratmeter großen Parzelle. Es wird geerntet, Unkraut gezupft und gebaut. Für den Herbst und Winter wird der Anbau der abgebrannten Laube als vorläufiger Aufenthaltsraum an einer neuen Stelle aufgebaut. Folkert Waldeck, einer der zwei Handwerker im Team, hat diese Aufgabe gemeinsam mit mehreren Teilnehmern übernommen. Erst danach kann eine Fachfirma mit dem Abriss der Brandruine beginnen. Und auch die Stelle für die neue Laube wird schon vorbereitet.

 

„Hier gibt es jeden Tag neue Aufgaben. Und direkte Erfolgserlebnisse. Die gemeinsame Gartenarbeit macht Gemeinschaft und Wertschätzung erfahrbar“, erzählt Thein. Aber auch der Umgang mit Verlusten gehört dazu. „Ein Mal hatten wir eine Schneckenplage. Und jetzt der Brand. Das war sehr schlimm. Auch emotional. Denn die Laube war unser Heim. Wir hatten sie mit den ersten Teilnehmern aufgebaut, als das Projekt 2014 startete. Und jetzt hatten wir dort endlich Strom, einen Kühlschrank für unser Frühstück und einen Gasherd, um unserer Ernte auch gemeinsam zuzubereiten.“ Der Sozialarbeiterin ist anzumerken, wie schwer der Verlust der Laube die Gruppe getroffen hat.

 

Beim Weitermachen geholfen hat auch der Zuspruch, den das Projekt nach dem Brand von allen Seiten bekam. Der Vorstand des Kleingartenvereins, das Job-Center, die Sozialdezernentin, das Sozialamt und auch der Diakonie-Vorstand hatten sich gemeldet und Mut gemacht. „Das zeigt uns, dass unser Konzept erfolgreich ist“, sagt Thein. Querbeet ist ein nasses Projekt. Die Teilnehmer dürfen während der Arbeit Alkohol trinken. Illegale Drogen sind verboten. Mit dem niedrigschwelligen Angebot sollen die Teilnehmer den Weg zurück in Beschäftigung finden. Durch das Job-Center werden regelmäßig bis zu 19 Personen an Querbeet als Teilnehmende an einer sogenannten AGH-Maßnahme (1,50 € - Job) vermittelt. Hinzu kommen Menschen, deren dreijährige AGH-Förderung abgelaufen ist, die weiter bei Querbeet arbeiten wollen.

 

„Insgesamt haben wir derzeit 30 Teilnehmer . Sechs Teilnehmer sind schon fast vier Jahre dabei“, erzählt Thein. Es sei eine richtige Gemeinschaft entstanden. „Wir haben uns sehr gefreut, als die Teilnehmer auf eigenen Wunsch einen Sprecher für ihre Gruppe gewählt haben, das zeigt, wie sehr sie sich mit dem Projekt verbunden fühlen.“ Das Selbstbewusstsein und die Eigenständigkeit unserer Teilnehmer werden durch das Projekt gestärkt. Bei einigen entsteht so auch der Wunsch, weniger zu trinken oder sogar aufzuhören. Die Gruppe ist sich dabei auch untereinander eine Hilfe.

 

Um die Gemeinschaft noch mehr zu stärken, hofft Thein, dass das Team bald wieder über eine Laube mit Küche verfügt. „Wir müssen abwarten, was die Versicherung zu den Kostenvoranschlägen sagt“, berichtet Thein. Allein die fachgerechte Entsorgung der Brandruine kostet 8500 Euro.

 

Mehr zu Querbeet unter https://www.dw-ol.de/scripts/frontend/index.php?ACTION=MENUEPUNKT&ID=14304&displayText=0

 

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